Seit drei Jahren bin ich nun schon beim Ruhr Phoenix dabei, zwei davon als Non-playing. Bestimmt fragt ihr euch jetzt: Wieso würde man einer Sportart treu bleiben, ohne diese aktiv auszuüben - mal abgesehen vom Fan-Sein? In diesem Blogbeitrag möchte ich euch genau das beantworten. Hier eine kleine Zusammenfassung meiner Erfahrungen und ein Appell an alle Teams ihre Non-playings aktiv in die Teamplanung mit einzubeziehen.
Ja ja, ich weiß, jetzt lasse ich gehörig den Wirtschaftler raushängen, aber im übertragenen Sinne ist es genau das. Mit Non-playings kann man die Effektivität der Spieler auf dem Feld um 20% steigern und sich somit einen Konkurrenzvorteil verschaffen. Ok Scherz, ich habe keine harten Fakten dazu, wie viel die Effektivität tatsächlich steigt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass man an dieser Stelle eine positive Korrelation zwischen den Non-playings und einer Effektivitätssteigerung vorfinden würde. Und nun die Begründung meiner simplen Hypothese:
Indem man als Non-playing (Teil-)Aufgaben übernimmt, entlastet man Spieler und Trainer. Die dadurch entstandene Zeiteinsparung kann auf Trainingsebene somit in Planung und Durchführung investiert werden, wodurch die physische Komponente gestärkt wird. Auch psychisch macht Aufgabenteilung hier Sinn, da sich jeder besser auf eine Aufgabe, statt auf viele Verschiedene, fokussieren kann. Gleiches gilt auch auf Wettkampfsebene oder bei der gemeinsamen Freizeitgestaltung.
Wie kann man sich als Non-playing nun konkret einbringen, um den größten Nutzen für das eigene Team zu generieren?
Verschiedene „Ämter“ besetzen: Wenn man ein Organisationstalent ist (oder es einem selbst zumindest Spaß macht), kann man hier hervorragende Arbeit leisten. Bei uns wurden schon so einige Ämter ins Leben gerufen, damit unsere Mannschaft operativ voran kommt. Einige Beispiele: Präsident und Stellvertretung, Finanzvorstand, Trainervorstand, Mannschaftsrat, Social Media Beauftragter, IT-Team, Referee Beauftragter für das Auskennen im Rule Book und das Anheuern neuer Referees und - last but not least - Off-Pitch Manager für Freizeitgestaltungen. Aus einem Amt hat sich durch Opa Uwes Leidenschaft und der steigenden Nachfrage sogar ein eigenes Business etabliert. Grüße gehen an dieser Stelle raus!
„Kleinvieh macht auch Mist“: Hört sich im ersten Moment vielleicht abwertend an, aber kleine Details machen oft den großen Unterschied aus. Falls der erste Punkt nach zu viel Verantwortung klingt oder man einfach mangelnde Zeitkapazitäten hat, kann man auch kleinere Aufgaben übernehmen: Sich beim Training oder bei Auswärtsspielen um das Equipment kümmern, den Sub-Plan überwachen, damit die Gender-Rule stets eingehalten wird, eins auf „Feel Good Manager“ machen und für genug Trinken und Essen bei Wettkämpfen sorgen oder einfach nur gute Stimmung verbreiten und das eigene Team anfeuern. Es reicht auch schon ein offenes Ohr für die Mannschaft zu haben, als „Außenstehender“ kann man sehr gut neue Ideen oder andere Sichtweisen ins Team bringen. Eigentlich sind der Phantasie hier keine Grenzen gesetzt, man kann sich in einer unglaublichen Vielfalt einbringen. Beachtet werden sollte nur, dass man auch Aufgaben übernimmt, die sinnvoll sind und einem Spaß machen.
Oh ja, man kann auch auf Makroebene viel dazu beitragen, dass Quidditch ein toller Sport bleibt.
(Inter-)national dabei sein: An dieser Stelle möchte ich ein wenig Werbung für den Deutschen Quidditch Bund machen. Wer wirklich mit anpacken und deutschland- bzw. weltweit Quidditch aktiv mitgestalten und -organisieren möchte, sollte sich auf jeden Fall bei dem DQB für ein Amt bewerben. Man muss zwar schon etwas Zeit mitbringen, aber dafür lohnt sich die Arbeit allemal! Was man im Detail machen kann und alle Ansprechpartner findet ihr auf der Homepage des DQB.
Freiwillige vor: Ja, ihr habt es geahnt, es geht um Volunteers und Referees. Egal, ob bei einem Freundschaftsspiel, dem Ligabetrieb oder bei (inter-)nationalen Meisterschaften, als Non-playing wird man hier immer gerne gesehen. Je nach Fähigkeiten und Zertifizierung ist für jeden etwas dabei: Goaljudge, Time- und Scorekeeper, Snitch-, Assistant- und Headreferee, Snitchrunner, Tournamentdirector und allgemein das Orgateam des Turniers oder auch das Mitwirken bei einem Livestream. Das nötige Wissen zu den verschiedenen Ressorts erhaltet ihr bei Lord Commanders Serie Brooms Up oder dem Gastbeitrag zum Thema Goaljudging auf unserem Blog.
So und zum Schluss kommen wir zum Punkt des Eigennutzens. Meiner Meinung nach, wird dem Mitwirken bei einer Sportmannschaft eine viel zu kleine Rolle zugeschrieben. Es bringt einen nicht nur in seiner persönlichen Entwicklung unglaublich weiter, auch auf dem Lebenslauf macht sich sowas sehr gut. Für zukünftige Arbeitgeber sind „Soft Skills“ neben den fachlichen Kompetenzen ein entscheidender Faktor. Soft Skills sind ein Sammelwort für persönliche, soziale und methodische Kompetenzen. Und oh Wunder, genau diese drei Kompetenzen lassen sich auch als Non-playing ausbauen. Seien es nun die Teamfähigkeit, das Einfühlungsvermögen oder die Fähigkeit Probleme strukturiert anzugehen.
Einen anderen Faktor bilden die Endorphine, zumindest bei mir. Mich macht es einfach glücklich Zeit mit meinen Freunden beim Quidditch zu verbringen - ich belohne mich sozusagen sozial. Zudem habe ich auch richtige „Flow-Erlebnisse“ (auf deutsch etwa Schaffenslust), wenn ich sehe, dass meine Arbeit Früchte trägt. Bestes Beispiel sind da die Deutschen Quidditch Spiele 2017 in Bremen, als die Non-playing (mich mit eingeschlossen) den Ruhr Phoenix und Ruhr Phoenix Squad als Feel Good Manager mit Verpflegung auf dem Pitch versorgt haben. Beide Teams waren uns sehr dankbar dafür, dass sie sich auf die bevorstehenden Spiele vorbereiten konnten, ohne sich um Wasser- oder Bananennachschub kümmern zu müssen.
Klar, die Hauptrollen beim Quidditch sind von den aktiven Spielern auf dem Feld besetzt, das heißt aber nicht, dass man als Non-playing weniger Anerkennung zugeschrieben bekommt. Außerdem kann man sich auch als verletzter oder nicht aufgestellter Spieler so effizienter einbringen, als nur von der Bank aus zuzuschauen. Nutzt also euer Potenzial und tragt aktiv zum Erfolg von Quidditch bei, denn diese Sportart macht einfach Spaß - egal ob mit oder ohne Besen.
Meine Mannschaft gibt mir das Gefühl wichtig zu sein und freut sich immer wieder, wenn ich dabei bin - ein großes Dankeschön dafür!
Editorial: Julia Drobny ist seit Gründung des Ruhr Phoenix im Oktober 2015 dabei. Den größten Teil beteiligt sie sich als Non-playing am Mannschaftsleben. Ihre Motivation dem Quidditch treu zu bleiben ist das Interesse für verrückte Sportarten, die Community, ihre Freunde, die sie nur durch Quidditch kennengelernt hat und natürlich die im Beitrag genannten Gründe… Ok, und auch ihr Freund, der als Spieler dem Quidditch verfallen ist.