Bevor ihr überhaupt Spiele reffen dürft, müsst ihr euch natürlich erstmal für das Turnier als Referee anmelden. Das geht in der Regel ganz einfach mit einem Google-Formular. Naja, ihr ahnt es, das ist nicht immer “ganz einfach”. Wer sich für den diesjährigen World Cup angemeldet hat, weiß, dass es auch mal eine gute Stunde dauern kann, so ein Monster auszufüllen. Was musste man nicht alles angeben: Links zu Videoaufnahmen, Referenzen, frühere Zertifizierungen und und und. Beim Ligafinale war es da etwas kürzer. Es gab nur eine Frage: “What is your experience for the position you signed-up for?” - nur was soll man da hinschreiben?
Bei der Official-Anmeldung zum World Cup 2018 in Florenz ging einiges schief. Das lag nicht nur an diesem umfassenden Formular, es hat aber sicherlich seinen Teil dazu beigetragen. Es war so formuliert, dass sich viele vermutlich gar nicht erst getraut oder gut genug gefühlt haben, um sich einzutragen.
Doch auch bei der Ligafinalanmeldung hat sich ein Problem ergeben. Die Informationen aus diesem Formular werden vom Referee Coordinator eines Turniers genutzt, um angemessene Ref-Teams für die Spiele zusammen zu stellen. Das bedeutet zum einen unerfahrene Referees mit erfahrenen zu komplementieren und zum anderen in den späteren wichtigen Entscheidungsspielen die erfahrensten Referees nutzen. Die Informationen aus der Ligafinal-Official-Anmeldung waren für den Referee Coordinator jedoch nicht sehr aussagekräftig und haben so ihre Arbeit erschwert.
Ich habe mir die Anmeldungen für das Ligafinale in Karlsruhe angesehen und auf die Frage “What is your experience…?” waren viele klassische Antworten dabei. Ich will hier auf ein paar von ihnen eingehen, vielleicht kommen sie dir bekannt vor:
Eigentlich ist das sogar die beste Antwort. Wenn ihr den Referee Coordinator kennt und er wiederum euch als Referee, ist es im Endeffekt eh egal, was ihr da sonst reinschreibt. Nun haben wir aber selbst bei einem “kleineren” Turnier wie dem Ligafinale über 120 Official-Anmeldungen. Niemand kennt jeden. Seid euch nur sicher, dass der Referee Coordinator euch wirklich als Referee kennt.
Aha. Man hätte das Feld auch leer lassen können, so viel Information steckt da drin. “A lot” kann alles von fünf (= ein brandneuer Referee) bis über 300 Spiele (= Top Referees aus den USA) bedeuten.
Ich weiß nicht, ob mir das jetzt mehr sagt. Ich habe in den letzten zwei Jahren an die 100 Spiele gereft. Es gibt aber natürlich auch Referees, die in den letzten zwei Jahren nicht mal zweistellig geworden sind.
Ok, eine Zahl. Gut, das kann ich zumindest irgendwie einordnen. Aber es bleibt die Frage nach der Intensität der Spiele. Waren es World Cup Games, die sich bis ins Halbfinale gezogen haben? Oder waren es Fantasyturniere, bei denen halt niemand sonst da war oder Lust hatte? Nur weil ich weiß, wie viele Spiele gereft wurden, weiß ich nicht unter welchem Druck das geschehen ist und wie gut das reffen war.
Gut, hier weiß ich wiederum nicht, um wie viele Spiele es sich in den Turnieren gehandelt hat. Und ob diebetreffende Person nicht vielleicht immer nach dem ersten Spiel als unzumutbar eingestuft und für den Rest des Turniers nicht mehr eingesetzt wurde.
Das sind nur einige Beispiele einer langen Liste.
Genug gemeckert. Wenn ich mich bei einem Turnier anmelde, ist meine Antwort immer die gleiche. Ich weiß, dass noch andere Google Sheets rumgeistern, die deutlich genauere Informationen haben. Meiner Meinung nach reicht dieses Google Sheet aber völlig aus und ist zudem übersichtlich.
Die einzige Unterscheidung, die ich bei den Spielen vornehme, ist die zwischen “Competitive Tournaments” und “Rest”. Zu Letzterem zähle ich nur Spiele mit zumindest einer vollen Ref-Crew mit den nötigen Zertifizierungen. Ich trenne zwischen diesen beiden Arten, da Level und Ehrgeiz der Teams bei offiziellen großen Turnieren der Dachverbände (Deutsche Meisterschaft, European Quidditch Cup, European Games, ...) und damit auch die Intensität meistens höher sind als bei Ligaspieltagen oder Fantasy-Turnieren. Die wiederum sind gut zum Üben, zum Teil auch ohne Zertifizierung. Ich liste keine Friendlies oder Trainingsspiele auf. Das liegt aber daran, dass die im Vergleich zu meinen anderen Leistungen sowieso unbedeutend sind. Wenn das aber eure einzigen Erfahrungen sind, zählt sie ruhig in einer dritten Kategorie auf.
Das Sheet zu führen ist zudem sehr einfach. Wenn ihr Geld für eure Schichten haben wollt, solltet ihr sowieso dokumentieren, wie viele Spiele ihr auf einem Turnier gerefft habt. In dem Sheet habt ihr alles an einem Ort. Die Overview Page wird automatisch aktualisiert, sobald ihr eure Turniere auf der Games Page eingetragen habt. Wenn ihr jetzt schon nicht mehr genau wisst, bei wievielen Spielen ihr dabei wart, schreibt einen Kommentar dazu (siehe bei mir zum Beispiel EQC 2016).
Mit diesem Google Sheet hat der Referee Coordinator eine Reihe von Vorteilen. Die Overview Page gibt direkt die Information über die Gesamtspielzahl auf den jeweiligen Positionen sowie darüber wie lange ihr schon Referee seid. Dazu kommt ein Überblick über die Zertifizierungen und ein Link zum Referee Profil, mit dem man die Zertifizierung leicht überprüfen kann.
Die Games Page gibt dann den detaillierten Überblick darüber, bei welchen Turnieren ihr aktiv wart. Über die Zahl der Spiele pro Turnier kann ein Coordinator dann auch abschätzen, wie gut ein Referee wahrscheinlich ist. Viel wichtiger ist aber noch die Comment-Spalte. Hier könnt ihr reinschreiben, wenn ihr als Referee besonders wichtige Spiele betreut habt. Wenn ihr zum Beispiel ein Spiel im Upper Bracket gerefft habt, kann das eine Auszeichnung sein. Wenn ihr für ein Finale eingesetzt worden seid (und sei es bei einem Fantasy-Tournament), gibt das einem Referee Coordinator schon mal einen guten Hinweis darauf, dass ihr ungefähr wisst was ihr tut. Aber seid ruhig kreativ bei euren Kommentaren. Ich habe zum Beispiel drin, dass ich als AR beide USA - Australien Spiele beim letzten World Cup gemacht habt. Das zeichnet mich meiner Meinung nach als AR aus und zeigt, dass ich das tun kann, auch wenn ich noch nicht so viel Erfahrung (im Vergleich zur HR Position) habe. Genauso könnt ihr die Overview Page erweitern. Ich habe da zum Beispiel meinen bestandenen Field Test aufgeführt.
Hier findet ihr ein leeres Sheet, das ich euch vorbereitet habe.
Davon könnt ihr euch leicht eine Kopie erstellen, die dann in eurem eigenen Drive liegt. Dort müsst ihr nur auf der Overview Page die gelben Felder ausfüllen, auf der Games Page die Turniere eintragen, bei denen ihr bisher gerefft habt (denkt an die Kommentare!) und am besten noch die Spalten ausblenden, die ihr nicht braucht (wenn ihr zum Beispiel nie SR oder HR seid).
Und Zack, jetzt nur nach Turnieren die Tabelle pflegen und ihr braucht euch bei Anmeldungen keine Gedanken mehr darum machen, was ihr in das “What is your experience for the position you signed-up for?”-Feld eintragen sollt. Eure Referee Coordinators haben dann gleich alle Informationen, die sie brauchen, und können euch genau richtig einsetzen.
Note: Alle Antworten sind lediglich an echt Antworten angelehnt.
Gezeichnet,
Lord Commander
Editorial: Brooms Down ist eine Serie von Niklas Müller, der als zertifizierter Headref und Fieldtester auf Erfahrung aus nationalen und internationalen Turnieren zurückgreifen kann.