Brooms Down V

Feedback

Dieser Eintrag richtet sich nicht nur an Referees, sondern wirklich an jeden. Sich selbst als Schiedsrichter zu verbessern ist schwer. Man kann natürlich darauf achten, was man glaubt schlecht zu machen und daran zu arbeiten. Man kann diesen Blog lesen, um neue Ideen zu bekommen. Man kann sein Regelwissen aufbessern. Aber am Ende braucht es meist eine außenstehende Person, die einem überhaupt erstmal sagt, was man falsch macht..

Feedback kann ganz verschiedene Qualität haben. Ich erinnere mich an drei Feedback-Situationen, die mir als Schiedsrichter tief im Gedächtnis geblieben sind. Die erste Situation passierte beim Flying Meatball (Fantasy Turnier in Belgien, 2016). Pauline war als Referee-Koordinatorin des kommenden World Cups 2016 da, um sich mich (und andere) anzusehen. Damals war ich aufgrund des Head Referee-Mangels trotz eines einzigen Spiels Erfahrung beim World Cup angenommen. Ich war in Liège erst das vierte Mal als HR auf dem Platz. Pauline kam nach einem Spiel zu mir und sagte mir einerseits, was ich verbessern könne, aber auch was bereits gut sei. Mit diesem Feedback konnte ich mich auf den World Cup vorbereiten und dort als HR einige Spiele bekommen. Die zweite Situation ist leider nicht so schön. Nach den European Games 2017 habe ich über refdevelopment.com Feedback bekommen, das sich zusammenfassen lässt mit “Du bist ein schlechter, unfairer Ref.” Ich muss sagen, das hat mich ziemlich hart getroffen. Ich habe in dem Moment tatsächlich darüber nachgedacht, es einfach sein zu lassen. Schließlich gab es noch längere Feedback-Gespräch mit unserem Opa Uwe kurz vor dem EQC 2018. Einige werden sicher gemerkt haben, dass ich meinen Stil zum EQC etwas umgestellt habe. Das ist zum großen Teil auf dieses Gespräch zurückzuführen. Ich hatte hier natürlich das Glück, dass Toni einfach schon viele Spiele von mir gesehen hatte und mir daher sehr qualifiziertes Feedback geben konnte, sowohl zu meinen Stärken, als auch zu meinen Schwächen. An dieser Stelle auch nochmals Danke dafür.

Warum erzähle ich das alles hier? Damit euch klar wird, wie wichtig Feedback ist. Feedback kann richtig positive Effekte haben, aber auch völlig demotivierend sein. Wenn ihr also ein Feedback formuliert, tut das überlegt. Insbesondere wenn ihr es aufschreibt (und ich denke das ist der Normalfall), lasst es am besten einen Tag liegen, bevor ihr es abschickt.

Kommen wir zur eigentlichen Frage:Wie schreibt man Feedback richtig?. Dazu gibt es vermutlich mittlerweile ganze Studiengänge, aber ein paar kleine Tipps helfen schon weiter.

  1. Nutzt die Sandwich-Methode

    Das ist zumindest der Begriff den ich für folgendes Schema gelernt habe:

    • Positiver Aspekt
    • Negativer Aspekt
    • Positiver Aspekt

    Ihr stellt damit sicher, dass ihr positive Aspekte in eurem Feedback habt. Achtet auch darauf, dass diese keine versteckten Abwertungen erhalten. Sie sollen einfach positiv gemeint sein. “Dafür dass du so eine schlechte Pfeife benutzt, war die Pfeifftechnik gut” ist zum Beispiel nicht so richtig aufbauend und das sollen die positiven Aspekte liefern. Insbesondere der letzte soll den Referee mit Motivation aus dem Feedback gehen lassen, damit er eben nicht hin schmeißt.

  2. Bringt positive Aspekte ein:

    Leicht zu merken: Vergesst vor lauter konstruktiver Negativ-Kritik nicht die positiven Aspekte.

  3. Beschränkt euch bei den negativen Aspekten:

    Natürlich kann der Referee 17 Sachen falsch gemacht haben in eurem Spiel. Aber versucht euch auf zwei, maximal drei zu beschränken. Der Referee wird sowieso nicht an 17 Sachen gleichzeitig arbeiten können. Wenn ihr euch bei den negativen Aspekten auf 0 beschränkt, ist das natürlich auch immer toll für den Ref, es pusht das Selbstbewusstsein, wird aber tendenziell nicht unbedingt zu einer Verbesserung führen.

  4. Seid konstruktiv in eurer Kritik:

    Am besten sagt ihr den Leuten direkt, wie sie es besser machen können. “Du verlierst manchmal deinen Fokus auf das Quafflespiel. Versuch, besser darauf zu achten und sobald du es bemerkst, den Fokus wiederzufinden.” Ist einfach deutlich besser als “Du siehst nicht mal was im Quafflespiel passiert.” Vielleicht gibt es ja sogar einen Blogeintrag zu dem Thema, den ihr gut findet und verlinken könnt ;)

  5. Bleibt höflich:

    Es ist eigentlich in jeder Situation selbstverständlich. Bleibt stets höflich. Unhöfliches Feedback wird höchstens dazu führen, dass der Schiedsrichter sich schlecht fühlt, aber nicht dazu, dass er sich verbessert.

Ok, bleibt die Frage, welche Wege euch offen stehen, um Feedback zu geben.

  1. Persönlich

    Nehmt euch nach dem Spiel ein paar Minuten Zeit und redet mit der Person, der ihr Feedback geben wollt. Vergesst dabei nicht die oben genannten Punkte! Das direkte Gespräch hat einige Vorteile: allen ist das Spiel noch frisch im Gedächtnis und der Ref kann das Feedback direkt mit in die nächsten Spiele nehmen.

  2. Online

    Meistens hat man auf Turnieren aber eher keine Zeit für vernünftige Feedback-Gespräche. Sei es weil der Ref direkt zum nächsten Spiel oder man selbst seinen teaminternen Verpflichtungen nachkommen muss, oder weil man es einfach verballert. Das ist aber nicht so schlimm. Die meisten Referees sind irgendwie über Facebook o.ä. zu erreichen. Ich bin mir sicher, dass ihr jemanden kennt, der jemanden kennt. Feedback nach dem Turnier zu geben hat auch den Vorteil, dass es deutlich durchdachter sein kann und nicht mehr von Emotionen aufgeladen ist.

  3. Anonym

    Auf refdevelopment.com habt ihr die Möglichkeit, in dem ihr einem solchen Link benutzt oder den Ref über das Referee Directory sucht, ein anonymes Feedback zu geben. Es ist eine wichtige Möglichkeit, anonym Feedback geben zu können. Bedenkt aber, dass der Ref keine Möglichkeit hat, nachzufragen, wie ihr bestimmte Dinge meint oder zu erklären, warum er bestimmte Dinge so handhabt, wie er es tut.

Am besten ihr setzt euch nach jedem Turnier hin und schreibt zwei bis drei Reviews. Wenn das jeder macht, bekommen die Schiedsrichter gleich ein viel besseres Bild davon, wie sie auf euch wirken und in welchen Bereichen sie sich noch verbessern müssen. Bedenkt dabei auch die Assistant Referees. Es scheint der Irrglaube zu herrschen, dass Head Referees das nach einem Spiel besonders gut machen können. Können sie nicht, da sie während des Spiels auf andere Dinge achten müssen und daher zumeist keine Zeit haben, sich das Verhalten ihrer AR genau anzuschauen. Es liegt also auch in eurer Verantwortung dass sich Refs verbessern. Wer kein Feedback gibt, darf sich auch nicht über schlechte Referees beschweren.

Gezeichnet,

Lord Commander

Editorial: Brooms Down ist eine Serie von Niklas Müller, der als zertifizierter Headref und Fieldtester auf Erfahrung aus nationalen und internationalen Turnieren zurückgreifen kann.