Vor dem eigentlichen Spiel gibt es zwei Meetings: Das Referee- und das Captains-Meeting. In beiden geht es darum, alle offenen Fragen zu klären. Klingt nicht schwer? Ist es auch nicht. Dennoch sollte man einige Dinge beachten.
Ich starte immer mit dem Referee-Meeting, um schonmal Aufgaben an die Referees zu verteilen, die sie vor dem Spielstart und während des Captains-Meetings erledigen können. Zudem kann ich den Captains so genauer sagen, wer die Referees sind und dass das Spiel sofort nach dem Captains-Meeting los gehen kann. Wenn eure Refs spät dran sind, ist es aber natürlich auch valide, das Captain-Meeting vorzuziehen.
Den ersten Schritt habt ihr schon geschafft, sobald es mit dem Referee-Meeting los geht: alle eure Refs sind da! Verschafft euch dann einen Überblick, wer zu eurem Team gehört: Wer ist der Schnatz? Wer der Snitch-Ref? Wie erfahren sind die verschiedenen Referees? Das Referee-Meeting ist oft eine lockere Angelegenheit, gerade wenn man sich gut kennt und weiß, wie man gegenseitig reft. Das wird aber nicht immer der Fall sein. Wenn ihr gut vorbereitet in dieses Meeting geht, läuft das auch alles von alleine. Lasst euch vom Snitch Ref seine Pfeife zeigen. Hat er - wie zu erwarten - keine, gebt ihm eure Ersatzpfeife und lasst ihn zum Test pfeifen. Ja, das klingt albern, schließlich kann jeder in eine Pfeife blasen! Leider weit gefehlt. Gerade wenn man das erste Mal eine Fox 40 hat, kann es passieren, dass man den nötigen Druck nicht aufbringt. Daher tut ihr auch dem SR einen Gefallen, wenn ihr ihn einmal in die Pfeife pusten lässt. Fox 40 funktionieren in der Hinsicht etwas anders als normale Pfeifen. Sie sind bis zu einem bestimmten Druck sehr leise und danach sehr laut. Aber auch Refs, die ihre eigene Fox 40 mitbringen, schaffen es manchmal nicht laut genug zu sein. Wenn das dann im Spiel passiert, ist das sehr ärgerlich, weil ich die Pfeife nicht höre und das Spiel laufen lasse bis mir jemand zuruft, dass der Schnatz gefangen ist. Nicht Sinn der SR-Pfeife...
Das bringt uns zu einem weiteren wichtigen Punkt des Referee-Meetings: Stellt euch mit Namen vor, damit die anderen Refs wissen wie sie euch rufen können, wenn sie eure Aufmerksamkeit brauchen. Manche Unterbrechungen - z.B. bei gefährlichen Verletzungen - müssen schnell kommen. Ihr solltet außerdem kurz euren Refstil erläutern. Damit die Schiedsrichterentscheidungen auf allen Ebenen möglichst konstant sind, sollten die AR versuchen sich euch anzupassen. Danach kommt es darauf an, wie erfahren eure Referees sind. Für erfahrene Refs müsst ihr kaum weitere Dinge erklären. Bei Anfängern könnt ihr noch auf ein paar Grundsätze hinweisen. Ihr solltet aber auch keine Regelstunde machen, dafür ist einfach keine Zeit. Ich rufe eigentlich die “delayed penalty”-Signale immer nochmal in Erinnerung und sage etwas zu Regelverstößen oder Besonderheiten, die mir in vorangegangen Spielen aufgefallen sind. Vielleicht gibt es auch Turnier-/Pitchspezifika, die eure Refs noch kennen sollten. Schließlich noch alle dran erinnern, dass sie sich bewegen, laute Calls machen und kommunizieren sollen. Als Letztes fragt ihr noch, ob irgendjemand Fragen oder Anmerkungen hat. So haben alle die Chance noch etwas anzubringen, was ihr vielleicht doch vergessen habt oder was sie sonst gerade so beschäftigt. Dann seid ihr fast bereit zu starten. Eine weitere Sache gibt es noch, die ich aber oft erst nach dem Captains-Meeting mache: Die Einteilung der Refs. Ich tendiere dazu, den SR, wenn er als vierter AR eingesetzt wird, auf die den Subboxen gegenüberliegende Seite zu setzen. Auf diese Weise bleiben die Subboxen auch nach Snitch on Pitch unter Beobachtung der verbliebenen Referees. Daneben versuche ich die erfahrenste oder zuverlässigste Assistent-Ref auf die gegenüberliegende Seite zu setzen, da sie zum Ende hin dort alleine ist.
Kommen wir nun zum Captains-Meeting. Auch das ist, mit etwas Vorbereitung nicht schwer. Es gibt ein paar mehr Dinge, die zu klären sind, aber dafür gibt es ja Listen. Wer mich schon mal in einem Referee-/Captains-Meeting erlebt hat, wird bemerkt haben, dass ich oft ein pinkes Buch dabei habe, in dem Notizen sind, damit ich nichts vergesse. Das hilft ungemein.
Ich fange immer mit dem Münzwurf an. Auf diese Weise können die Teams umziehen, während ich das Captains-Meeting mache und so keine Zeit verlieren. Dafür ist es natürlich wichtig eine Münze dabei zu haben, auch das ist Teil der Vorbereitung auf das Captains-Meeting. Danach stelle ich mich und mein Refteam vor und schaue, wer die Speaking Captains sind und schreibe sie mir auf. Am Ende müsst ihr die Speaking Captains bei Teamverstößen ahnden und nur sie dürfen im Namen des Teams sprechen. Ein Team darf neben dem Speaking Captain noch weitere Captains oder Coaches haben, die am Meeting teilnehmen. Am Ende ist für euch aber nur der Speaking Captain wichtig, da er euer Ansprechpartner ist. Wenn es Besonderheiten am Pitch gibt, ist jetzt die Gelegenheit diese zu erwähnen. Ein Beispiel dafür wäre eine kleinere Player Area. Auch besondere Turnierregeln solltet ihr erwähnen, wie zum Beispiel ein Handtuchverbot. Wenn während des Turniers eine bestimmte Art von Foul auffällig geworden ist, kann es nicht schaden, nochmal auf die entsprechenden Regeln hinzuweisen. Auch eine kurze Erklärung eures eigenen Stils kann hier hilfreich sein. Am Ende braucht ihr dann nochmal ein paar Informationen. Ihr solltet die Captains fragen, ob es Spieler gibt, die Disabilites haben, die das Spiel beeinflussen könnten. Vielleicht gibt es einen Spieler mit rot-grün-Sehschwäche und einer der Bludger ist rot. Dann könnt ihr den vielleicht noch schnell austauschen. Genauso fragt ihr, ob es Spielerinnen gibt, die ihr misgendern könntet. Der Captain wird es euch mit Nummern sagen können, evtl. lässt er die Spielerinnen auch winken. Winken erregt natürlich allgemein Aufmerksamkeit, was nicht unbedingt sein muss, auch wenn ich mir die Spielerinnen so tendenziell leichter merken kann. Ich mische mich da meist gar nicht ein, und lasse den Captain es so machen, wie er es immer macht. Ich brauche nur die Nummern, die ich mir zusammenhangslos auf mein Blatt kritzle. Damit vergesse ich sie nicht, habe aber auch keine sensiblen Daten in meinen Notizen, die einer bestimmten Person zugeordnet werden könnten. Wichtig ist noch, dass eure AR wissen wer misgendert werden könnte, damit sie nicht fälschlicherweise ein brooms down wegen der vermeintlich gebrochenen Genderrule anzeigen, beziehungsweise einem Team, das eine Verletzung der Genderrule vermutet, sagen können, dass sie falsch liegen. Auch das Captains-Meeting solltet ihr damit abschließen, dass alle Fragen stellen können. Seid dabei definitiv auf die Frage vorbereitet, wie ihr “Delay of Game” auslegt.
So und schon seid ihr durch die Meetings durch und das Spiel kann beginnen. Mit ein bisschen Vorbereitung ist das gut zu schaffen. Und wenn ihr bereits hier selbstbewusst auftretet, was aufgrund der guten Vorbereitung ja kein Problem sein sollte, schlägt sich das direkt auf die Captains nieder und damit auch auf die Teams. Ihr habt das Spiel direkt unter Kontrolle. Keine Ahnung im Meeting zu haben, funktioniert meist auch irgendwie, die anderen Referees bzw. die Captains wissen ja auch worum es geht. Es macht aber keinen guten Eindruck und lässt direkt Zweifel an euren Fähigkeiten aufkommen. Damit es gar nicht so weit kommt, gibt es hier noch einmal eine Zusammenfassung der Punkte:
Gezeichnet,
Lord Commander
Editorial: Brooms Down ist eine Serie von Niklas Müller, der als zertifizierter Headref und Fieldtester auf Erfahrung aus nationalen und internationalen Turnieren zurückgreifen kann.