Opa Uwes Quidditch Kolumne

Moin zusammen,

jetzt wollte ich hier anfangen mit meinen Punkten die ich mir aufgeschrieben habe, aber dann ist mir aufgefallen, dass ich das „Moin“ von meinem Quasi-Nachfolger Max eiskalt in meinen Sprachgebrauch übernommen habe :D Tofter Typ kann ich da nur sagen.

Meine Erwartungen an das Trainertum, bevor ich Trainer wurde

Ich kann mich noch genau an die Situation erinnern, als mich Axel (Gerüchte besagen, dass er eigentlich Alex heißt) beim Open Dutch Summer Cup 2016 beiseite genommen hat und wir uns ganz romantisch auf eine ein bisschen abseits stehende Hollywoodschaukel gesetzt haben. Ich hab mich schon gefragt, was denn wohl jetzt für ne Ansage käme…Gottseidank war es etwas Erfreuliches und zwar, ob ich denn nicht Lust hätte Trainer des Ruhr Phoenix zu werden. Und ob ich Lust hatte!

Nachdem ein bisschen Zeit vergangen war und ich bei der nächsten Mitgliederversammlung zum neuen Co-Trainer ernannt wurde, konnte ich in das aktive Business einsteigen. Axel und ich haben das mit dem Trainer bzw. Co-Trainer nie so richtig gehandhabt. Bei uns war immer jeder gleichberechtigt.

Ich hatte auch schon jede Menge Vorstellungen was ich mit der Mannschaft alles anstellen könnte. Dabei kreisten meine Gedanken generell um das Große und Ganze und ich setzte viele Sachen als gegeben voraus. Ich wollte z.B. viele Strategien und Spielzüge exakt umsetzen, aber habe dabei den Faktor Mensch zunächst außer Acht gelassen. Ich dachte, dass die Strategien, sofern der Gegner sich nicht zu stark einmischt, schon klappen würden.

Eine weitere Sache, wo ich doch von der Realität getroffen wurde (Reality hits you hard bro), war, dass ich den Spielern nicht sofort alle meine Gedanken verständlich beibringen konnte. Als ich einmal einen 5-Minuten-Monolog über 17 verschiedene Punkte, die ich bei der kommenden Übung von den Spielern sehen möchte, hielt, wurde ich nur mit fragenden Gesichtern konfrontiert.

Das sind nur zwei Beispiele, bei denen ich gemerkt habe, dass das Trainerdasein auch eine gute Dosis Einfühlvermögen und pädagogisches Können braucht und nicht nur aus wirschen Gedankenzügen die im Kopf herumschwirren besteht.

Was tut ein Trainer eigentlich so Tag ein Tag aus?

Wenn ich mit Leuten darüber spreche, wie viel Arbeit die Trainer in den Verein stecken, bekomme ich in der Regel mir zustimmende Aussagen, dass den Leuten wohl bewusst sei, dass der Trainerjob kein Zuckerschlecken ist.

Allerdings glaube ich nicht, dass die Leute das ganze Ausmaß tatsächlich realisieren. Die Aufgaben die nach außen hin klar sind sind sowas wie Trainingsgestaltung, strategische Ausrichtung des Vereins, Turniervorbereitung und Kaderzusammenstellung.

Dabei nehmen die meisten Leute an, dass sich die strategische Ausrichtung des Vereins aus dem vorhandenen Spielermaterial selbst ergäbe, die Turniervorbereitung ja praktisch dasselbe sei wie die normale Trainingsgestaltung und die Kaderzusammenstellung bei einem Treffen alleine komplett von vorne bis hinten durchgesprochen würde (überspitzt ausgedrückt).

Die Realität sieht dann allerdings eher so aus, dass alles zusammenhängt und dass man sich als Trainer eigentlich jeden Tag mit Quidditch beschäftigt.

Als ich damals mit Axel und später mit David, Paul und dem oben erwähnten Max Trainer war, standen wir eigentlich täglich in Kontakt bezüglich der Trainingsgestaltung. Wir haben neue Ideen für Trainingseinheiten besprochen, alte Einheiten verbessert, das Feedback der Leute mit einbezogen und das Training dementsprechend geplant. Das Training haben wir immer für einen längeren Zeitraum (meist bis zum nächsten Turnier) geplant und dabei in grobe Blöcke aufgeteilt. Durch diese langfristige Planung konnten wir gezielte Schwächen über Monate hinweg ausbessern. Das heißt aber auch, dass man sich unregelmäßig regelmäßig treffen muss, damit das Ganze auch Struktur hat.

Darüber hinaus gibt es aber noch andere Aufgaben, die mir in meiner Laufbahn als Trainer so auf den Tisch gekommen sind und deren Ausmaße für Außenstehende nicht immer ganz klar sind:

  • Ein neuer Spieler kommt in den Verein? Die Trainer machen eigentlich sofort eine ungefähre Evaluation, welche Perspektive dieser Spieler hat und auf welcher Position er/sie antrainiert werden soll
  • Abgänge aus dem Team müssen langfristig bedacht werden. 3 Spieler verlassen den Verein zum Ende des Jahres und daraus würde ein Beater-Mangel entstehen? Dann sollten mindestens ein halbes Jahr vorher Überlegungen angestellt werden, wer als Ersatz in Frage kommt und für wen ein Rollentausch in Frage käme
  • Excel-Tabellen über Excel-Tabellen müssen bearbeitet werden. Besonders wenn man Excel-Liebhaber wie David oder meine Wenigkeit im Trainerstab hat. Diese Tabellen umfassen die Trainingsplanung, Kaderplanung, Leistungsbewertung etc etc.
  • Ein Trainingslager ist geplant? Oh shit, ein Berg von Arbeit wartet. Unser Trainingslager in Holland hat uns garantiert inkl. der nicht-Quidditch-relevanten Organisation 30 Stunden Arbeit gekostet
  • Wir haben mit PowerPoint eine Strategieübersicht über alle Taktiken und Strategien die der Phoenix so benutzt erstellt, um alten Hasen alles nochmal in Erinnerung zu rufen und Neuen den Einsteig zu erleichtern. Das hat insgesamt locker 40 Stunden gedauert.

Neben diesen ganzen sehr trainerspezifischen Sachen kam ich aber auch nie davon weg, die Mutti fürs Team zu spielen. Das lag mit Sicherheit aber auch daran, dass ich die Sachen nicht gut genug deligiert habe. Dennoch ist es viel Arbeit.

Die Themen von denen ich hier rede sind Folgende:

  • Ein Spieltag steht an? Dann müssen die Fahrer geklärt werden, wann und wo der Treffpunkt ist, wie viel Equipment wir brauchen wir und wer das mitbringt.
  • Spieler haben IRGENDEIN Problem? Die Trainer werden in den meisten Fällen zuerst angequatscht und fühlen sich dann irgendwie genötigt, das Problem auch zu lösen. Zumindest war es bei mir so. Ich bin aber auch nicht gut darin, so etwas abzugeben.
  • Spieler können z.T. sehr unzufrieden sein mit der Arbeit die ein Trainer macht und dies dann lautstark verkünden. Hier habe ich 1-2 schlechte Erfahrungen gemacht, wo ich mich dann auch gefragt habe, weshalb ich mich hier eigentlich beleidigen lasse? Das waren allerdings absolute Einzelfälle. Grob geschätzt betrifft das nicht mal 1% der Spieler
  • Spieler können sehr uneinsichtig sein, was Feedback angeht und dann redet man teilweise gegen eine Wand. Das liegt teils an den Spielern selber, aber auch zum Teil an der fehlenden Transparenz von Trainerseite aus (eine weitere Sache die ich mit der Haudrauf-Methode lernen musste)
  • Bei den DQWS in München sind Axel und ich andauernd dem Equipment und den Spielern hinterhergelaufen, damit alles an einem Platz ist. Und wir hatten auch noch 2 Teams da, d.h. wir waren eigentlich nur am Hin und Her flitzen. Habe ich schon erwähnt, dass ich nicht gut darin bin, Aufgaben abzugeben? :D

Okay, also ihr seht, dass das insgesamt sehr viele und zum Teil auch zeitraubende Aufgaben sind.

Ich bin viele Sachen falsch angegangen und habe dadurch mein Arbeitspensum voll in die Höhe getrieben und wurde davon teilweise überwältigt.

Das Ganze wird sich relativ düster anhören und ihr werdet denken, dass ich dabei zero Spaß hatte und eigentlich nur geackert habe. Dem war ganz sicher nicht so. Ich hatte jede Menge Spaß dabei! Ansonsten würde ich mich nicht auch jetzt noch manchmal einmischen und David andauernd mit neuen Sachen auf den Sack gehen, die mir gerade so in den Kopf kommen. Allerdings will ich hier eher beleuchten oder den Leuten klar machen, was eure Trainer für euch alles so tun und dass ihr diese dafür mal ganz dolle drücken solltet =)

Ihr wollt als Trainer anfangen und würdet gerne wissen, wie ihr denn am besten meine Fehler nicht wiederholt? Dann seid gespannt auf den zweiten Blogeintrag, in dem ich euch erläuter wie ihr den Job koordiniert und überlegt angeht, euch damit super viel Arbeit spart und gleichzeitig euch und auch euren Spielern mehr Freude bereitet!

Editorial: Toni ist seit Gründung des Ruhr Phoenix im Oktober 2015 dabei und war ca. 1,5 Jahre Trainer und ein halbes Jahr im Vorstand involviert. Er ist außerdem mitverantwortlich dafür, dass es heute Ruhr Phoenix TV gibt, welches er aktiv weiter vorantreibt. In seiner Kolumne schreibt er über alles mögliche aus dieser Zeit und gibt ein paar Tips für Leute, die von seinen Erfahrungen profitieren wollen. Uwe ist sein quasi Zweitname, seitdem ein Kollege vor Jahren damit angefangen hat ihn Toni Uwe zu nennen.