Brooms Down X

Referee Review beim Ligafinale 2018

Ihr erinnert euch sicherlich noch an Brooms Down 6. Hier hat sich nach meinem Eindruck* einiges verbessert. Die deutsche Referee Community hat sich sichtlich verbessert, aber ich wäre natürlich nicht ich, wenn ich nicht noch viel Potenzial bei den deutschen Referees sehen würde.

*Ich muss dazu aber sagen, dass ich bei der DM non-playing Referee war und beim Ligafinale nicht.

Vergleich zur Deutschen Meisterschaft 2018

Ich gehe einfach mal der Reihe nach die Punkte durch, die ich letztes Mal kritisiert habe:

  1. Verspätung

    Das ist meiner Meinung nach deutlich besser geworden. Ich erinnere mich nicht an ein Spiel, bei dem ich 15 Minuten nach der Zeit noch alleine am Pitch saß und auf die anderen Referees gewartet habe. Das hat sich auf das gesamte Turnier positiv ausgewirkt. Der erste Tag lief eigentlich komplett im Zeitplan und der zweite verzögerte sich lediglich um eine halbe Stunde. Dies kann aber hauptsächlich auf ungewöhnlich lange Spiele und weniger bis gar nicht auf Refereeverspätungen zurückgeführt werden. Wenn das so bleibt bin ich sehr zufrieden.

  2. Referee-Jersey

    Auch hier ein großes Lob an die Referee-Community. Ich glaube ich habe erst im vorletzten Slot einen Referee ohne vernünftiges Jersey gesehen!

  3. Arm heben... und dann doch wieder senken

    Meine persönliche Horrorvorstellung: Ein AR meint ein Foul gesehen zu haben, hebt den Arm um es dem HR anzuzeigen… und entscheidet sich dann doch um. Das ist mir beim Ligafinale zum Glück nicht begegnet. Das sollte aber auch der Normalfall sein. Trotzdem fiel mir wieder der allgemeine Mangel an Selbstbewusstsein auf. ARs haben sich oft nicht getraut Calls zu machen. Oder überhaupt Fouls anzuzeigen. In einem Spiel ist es mir am deutlichsten aufgefallen: Ein Referee hat ein Foul gesehen, aber nicht reagiert, weil ein anderer Referee näher dran stand - also eine vermeintlich bessere Sicht hatte - und den Call nicht gemacht hat. Es ist aber erstmal nicht wichtig, was euer Referee-Partner tut. Wenn ihr ein Foul gesehen habt, handelt dementsprechend. Ihr könnt euch auch nochmal Brooms Down 3 anschauen.

  4. Von der Mittellinie aus reffen

    An der Mittellinie ist diesmal auch niemand kleben geblieben. Das Problem des Turniers war eher die Keeper Zone, die zum Teil wie ein für Referees verbotenes Land aussah. Das ist keineswegs so. Insbesondere durch die größere Zone hinter den Torringen ist es wichtiger geworden, dass ihr über die Keeper Zone Line tretet. Auch wenn ihr Head-Referee seid. Folgt dem Spiel, das ihr beobachten sollt. Geht dahin wo die Aktion ist und geht vor allem nah ran.

  5. Den Bludger verlieren

    Auch die Bludgerbeobachtung ist durch die neuen Regeln deutlich wichtiger geworden. Aber gerade durch diese neuen und ungewohnten Regeln, haben die Referees besonders aufgepasst und im Allgemeinen dafür gesorgt, dass Bludger von außerhalb der Boundary schnell wieder ins Spiel kamen. Dieses Bewusstsein muss aber auch für die kommenden Turniere erhalten bleiben, wenn die Regeln nicht brandneu und in aller Gedanken sind. Das Turnier hat aber definitiv gezeigt, dass es möglich ist.

  6. Fehlende Kommunikation

    An der Kommunikation können generell alle arbeiten. Hier habe ich leider die geringsten Fortschritte beobachtet. Das Problem ist nicht nur die Kommunikation zwischen AR und HR, sondern auch die (oft non-verbale) Kommunikation unter den ARs. Beaterbattles bleiben oft noch unbeobachtet, weil alle AR den gleichen Bludger beobachten, ohne auf die anderen beiden zu achten. Hier muss sich noch einiges in den Absprachen verbessern. Habt neben den Bludgern und Beatern auch die anderen AR im Blick. Das verlangt euch viel Field-Awareness ab, die für Spieler hilfreich und für Referees unerlässlich ist.

Weitere Verbesserungspotenziale

Da wir als Community nun gemeinsam einige der No-Gos überwunden haben, sollten wir uns einigen anderen Aspekten widmen, die einen guten Referee ausmachen.

  1. Fokus

    Das Bludger Game ist gerade spannender, als der langsam nach vorne kriechende Quaffel. Die Beater tun gerade eh nichts, während die Chaser fulminante Drives und Tackles abliefern. Und dann kommt der Snitch dazu. Den Fokus zu behalten kann schwer sein, insbesondere, wenn das Spiel mal wieder etwas länger dauert und das Turnier ohnehin anstrengend ist. Der Fokus entgleitet hin und wieder jedem. Es ist nur wichtig, dass ihr das möglichst schnell merkt und euren Fokus wieder zurück auf die eigene Aufgabe lenkt.

  2. Third Bludger Interference

    Ich musste beim Ligafinale einige Male das Spiel anhalten, weil ein AR eine delayed Penalty angezeigte, die sich als Third Bludger Interference herausstellte. Die Strafe hierfür ist ein doppelter Bludger Turnover und ein back to hoops. Das kann aber auch ohne ein Unterbrechung umgesetzt werden.

  3. Delayed Penalties

    Bleiben wir bei den delayed Penalties. Wenn ihr eine delayed Penalty anzeigt, weist ihr mit einem Arm in die Richtung des foulenden Teams und hebt den anderen Arm in die Luft. Früher mussten AR immer den foulenden Spieler back to hoops schicken und hatten so ihren Arm ohnehin in der Richtung. Jetzt ist dies optional. In die richtige Richtung zu zeigen ist dennoch immer noch wichtig, da ihr so eurem HR zeigt, welches Team das Foul begangen hat. Eine foulende Offense mit einer Unterbrechung auszubremsen ist völlig in Ordnung. Das Gleiche mit einer gefoulten Offense zu tun ist unfair. Ihr solltet zudem die anderen AR im Auge behalten (siehe 6.) und gegebenenfalls ihre Anzeige kopieren. Schließlich kann es noch praktisch sein, den Namen des HR zu rufen, wenn ihr eine delayed Penalty anzeigt, die ziemlich bald zu einer Unterbrechung führen sollte. Der HR soll natürlich auch immer auf euch achten. Wenn ihr ihm helft, indem ihr in wichtigen Situationen auf euch aufmerksam macht, macht ihr ihm das Leben leichter.

  4. Goal-Judges

    Goal-Judges standen leider wieder oft an der Boundary. Da helfen sie nicht. Wenn ihr HR seid, solltet ihr darauf achten und sie nötigenfalls bei der nächsten Unterbrechung nochmal darauf hinweisen, dass sie näher an den Hoops stehen (ich sage immer ⅓ der Distanz zur Boundary von den Hoops aus) und die Bälle für die Keeper holen sollten. Es ist auch durchaus erlaubt als Goal-Judge einen Pass zum Keeper zu werfen, ihr müsst ihn nicht in die Hand übergeben. Das ist insbesondere wichtig, wenn ihr über eine Absperrung klettern müsst, um den Ball zu holen. Ruhig erst den Pass spielen und dann zurück zur eigenen Position. Und keine Sorge, wenn ihr dabei aus Versehen ein Tor werft zählt es nicht.

Fazit

Insgesamt hat sich das reffen in Deutschland verbessert. Viele Sachen, die selbstverständlich sein sollten, werden es immer mehr. Ich muss aber sagen, dass ich mit vielen Aspekten immer noch sehr unzufrieden bin und die deutschen Referees noch ein gutes Stück Weg vor sich haben. Dadurch, dass man aber sehen kann, dass sich viele Referees verbessern, bin ich zuversichtlich, dass es die deutsche Ref-Community nicht nur zu einer der größten sondern auch zu einer der Besten bringen kann.

Gezeichnet,

Lord Commander

Editorial: Brooms Down ist eine Serie von Niklas Müller, der als zertifizierter Headref und Fieldtester auf Erfahrung aus nationalen und internationalen Turnieren zurückgreifen kann.