Opa Uwes Quidditch Kolumne II

Hallo Freunde des 5-Ball-Sports,

in meinem letzten Blogeintrag habe ich von meinen Erfahrungen erzählt, die ich als Trainer gemacht habe. Diese Erfahrungen bestanden häufig daraus, dass ich durch Fehler meinerseits mir ein zu hohes Arbeitspensum aufgehalst habe oder in andere Schwierigkeiten kam. Allerdings wurde das mit fortschreitender Zeit immer besser und meine Nachfolger vermeiden nun viele meiner Fehler was bei denen zu mehr Struktur und (hoffentlich) weniger Stress führt. Nochmal kurz zusammengefasst, was meine Hauptfehlerquellen waren:

  • Schlechte oder gar keine Arbeitsteilung
  • Keine oder ungenügende Transparenz in der Arbeit
  • Die Mannschaft bzw. das Quidditch ohne den Faktor Mensch und damit zu analytisch behandelt
  • Trainingseinheiten zu straightforward und unpädagogisch durchgeführt

Was kann man als Trainer denn besser machen?

Okay, was kann man denn am Anfang des Trainerdaseins alles besser machen? Einer der wichtigsten Punkte ist, wie mir unser Präsident Dominik ca. 47 mal gesagt hat, dass man die Aufgaben verteilen muss und dabei dann auch darauf vertrauen muss, dass diese erledigt werden.

  • Das Equipment zusammenhalten auf einem Turnier kann von 2 Personen übernommen werden
  • Organisatorische Dinge wie Anreise und Unterkunft kann von anderen Personen geklärt werden
  • Ein guter Mannschaftsrat kann aktiv auf Problemfälle innerhalb der Mannschaft zugehen und diese lösen und damit den Trainern Arbeit abnehmen

Trainerspezifische Sachen können ebenfalls gezielt angepackt werden und dadurch wird automatisch der Workload reduziert.

  • Holt euch mindestens einen weiteren Trainer (wenns geht sogar 2-3) mit ins Boot, um die Sachen aufzuteilen. Ich habe mit der Zeit gemerkt, wie wichtig weiterer Input ist und dass meine Perspektive teilweise viel zu eng war. Das habe ich gerade dadurch gemerkt, als 3 neue Trainer mit ins Boot gekommen sind. Die anderen Blickwinkel waren eine echte Offenbarung für mich.
  • Nutzt vorhandenes Material wie z.B. von der Quidditch-Akademie und probiert die Sachen im Training aus. Da steckt echt super Zeug drin. Wenn etwas nicht direkt funktioniert, fragt die Leute was man bei der Übung besser machen könnte oder ob diese vielleicht doch nichts fürs Team ist.
  • Zu diesem Punkt gehört auch, dass ihr eure Gedanken und Pläne möglichst kurz zusammenfasst im Training. So gut wie keiner hat Bock dem Trainer 15 Minuten lang über heftige Strategie-Details zu lauschen. Man muss auch nicht direkt alles auf einmal erklären, sondern kann im Laufe der Übung weitere Sachen erläutern. Dabei sollte nur frühzeitig, wenn man sieht, dass etwas falsch gemacht wird, eingegriffen werden, da sich ansonsten falsche Muster einprägen.
  • Plant frühzeitig einen möglichst großen Trainingszeitraum, seid dabei konsequent und verliert euch nicht zu früh zu sehr in Quidditch-strategische Details. Das ist besonders wichtig bei neueren Spielern, die von Tuten und Blasen erstmal keinen Plan haben.
  • Ein Basisrahmen bzw. eine Blockaufteilung für euer Training hilft euch, das Training einfacher zu füllen, z.B. Warmup, Basisblock, Übungsblock, Spiel. Dabei helfen übersichtliche Tabellen einem den Überblick zu behalten.
  • Fragt ruhig auch mal Trainer anderer Teams wie sie ein bestimmtes Problem angehen. Unsere Community ist ja in den meisten Fällen sehr hilfsbereit

Ein weiteres sehr großes Thema, welches eure geistige Gesundheit nicht ins Minus rutschen lässt, heißt Transparenz:

Ohne Scheiß Leute, Transparenz ist so unglaublich wichtig in dem Job, weil ihr ansonsten von allen Seiten mit Kritik, Anschuldigungen oder sonst was zugeballert werdet. Habe ich auch am eigenen Leib erfahren dürfen, als wir noch nicht so transparent gearbeitet haben und daraus folgte, dass Spieler sehr unzufrieden mit verschiedenen Entscheidungen oder Abläufen waren, weil wir diese nicht oder zu spät kommuniziert haben. Ein (anonym gehaltene) Beispiele hierfür: Als wir bei den DQWS in München als erstes Team in Deutschland zwei Mannschaften bei einem Turnier stellten kam für Axel und mich eine sehr undankbare Aufgabe auf uns zu: Wir mussten entscheiden wen wir in die 1. packen und wen in den Squad. Wir sind das offensichtlich zu lapidar angegangen, weil wir im Nachhinein von 2-3 Leuten ordentlich was zu hören bekommen…wären wir früher auf diese Leute zugegangen und hätten denen die Situation erläutert wäre die Situation deutlich besser abgelaufen.

Aber auch im Trainings-Alltag solltet ihr eure Vorgänge und Entscheidungen, soweit möglich und realistisch, immer dem Team offen mitteilen. Es macht euch zunächst vermutlich ein wenig mehr Arbeit, aber es zahlt sich hintenraus dreifach aus.

Sollte sich einmal Kritik auftun, aber ein Spieler möchte sich nicht direkt an die Trainer wenden, so kann ein Mannschaftsrat diese Rolle annehmen und die Kritik anonym an die Trainer weitergeben. Es läuft natürlich immer am besten, wenn der Mannschaftsrat gar nichts zu tun hat und alles paletti ist =)

Autorität

Das Thema hört sich möglicherweise jetzt etwas merkwürdig an, weil wir ja im Quidditch garantiert nicht mit steilen Hierarchien arbeiten. Ich bin allerdings der Meinung, dass die Spieler gegenüber dem Trainerteam einen gewissen Respekt haben sollte. Dies beinhaltet z.B. dass man beim Training die Klappe hält, wenn ein Trainer eine Übung erläutert, Feedback gibt oder etwas Organisatorisches anspricht. Wenn ihr dabei andauernd quatscht, hat das den Eindruck, dass euch die Arbeit, die der Trainer dort reingesteckt hat, mehr oder weniger egal ist und euer Gespräch mit eurem Nachbarn wichtiger ist. Ich weiß, dass das in den allermeisten Fällen natürlich nicht so ist, aber es kam zumindest bei mir und anderen so rüber. Zudem kann das Gespräch ja zu jeder anderen Zeit weitergeführt werden, aber man wird die 3 Minuten, die der Trainer redet, schon überleben ohne zu reden. Ein weiterer Vorteil dadurch ist es auch, dass das Training reibungsloser abläuft und da man ja auch nicht ewig Trainingszeit hat, schafft man es dadurch besser seinen Trainingsplan durchzuziehen. Ein weiterer Punkt der Autorität erfordert ist, dass manche Entscheidungen vom Team akzeptiert werden müssen. Das können Entscheidungen sein, wer bei welchem Spiel spielt oder auf ein Turnier mitfahren darf, wie viel Spielzeit jemand bekommt, wie das Training gestaltet wird und noch vieles anderes. Das heißt nicht, dass das alles kommentarlos hingenommen werden können, aber wenn die Kritik seitens eines Spielers eingegangen ist, erklärt man seine Entscheidung als Trainer dazu (wenn man es sowieso nicht schon vorher getan hat, siehe Punkt Transparenz) und dann muss das Kapitel irgendwann auch abgeschlossen sein. Es kann durchaus vorkommen, dass man sich durch manche Entscheidungen unbeliebter macht, aber das bringt der Job zum Teil halt manchmal mit sich. Wenn man es jedem Recht machen will, verliert man sich in zehntausend Gedanken, es klappt eh nicht und man wirkt deutlich weniger souveräner.

Das sind die Hauptpunkte, die mir als Trainer über meine Amtszeit so begegnet sind. Ich hoffe ich konnte euch ein wenig weiterhelfen =)

Und jetzt noch eine letzte kleine Nachricht an alle non-Trainer: Bindet euch mit ein, seid hilfsbereit und wenn ihr eine Aufgabe bekommt, führt diese gewissenhaft aus. Umarmt eure Trainer und dankt ihnen für die viele Arbeit und verzeiht ihnen auch mal Fehler. Kritik sollte immer konstruktiv und nicht patzig, ironisch, hinterm Rücken (ausgenommen Mannschaftsrat) oder mitm Roundhouse Kick ins Face sein.

Bis dann und Glück Auf

Euer

Opa Uwe

Editorial: Toni ist seit Gründung des Ruhr Phoenix im Oktober 2015 dabei und war ca. 1,5 Jahre Trainer und ein halbes Jahr im Vorstand involviert. Er ist außerdem mitverantwortlich dafür, dass es heute Ruhr Phoenix TV gibt, welches er aktiv weiter vorantreibt. In seiner Kolumne schreibt er über alles mögliche aus dieser Zeit und gibt ein paar Tips für Leute, die von seinen Erfahrungen profitieren wollen. Uwe ist sein quasi Zweitname, seitdem ein Kollege vor Jahren damit angefangen hat ihn Toni Uwe zu nennen.